"Nach diesem Abend werden Sie dieses Objekt nicht mehr mit denselben Augen sehen. Wirklich, Sie werden traumatisiert sein..." Der Mann hat recht, es stimmt. Zumindest für meine Begleitung. Ich besuche den zweiten Solo-Abend von Denis Behr mit einem begeisterten Zauberfreund, der sein Hobby als Amateur im besten Liebhaber-Wortsinn betreibt, doch trotz seines jahrzehntelangen Enthusiasmus für die Zauberkunst, konnte er nie so richtig warm werden mit der Kartenzauberei. Schade eigentlich. Dieser Abend im April jedoch ändert sein magisches Weltbild. Er ist traumatisiert und "erschüttert", dass 70 Minuten Kartenzauberkunst so verblüffend und unterhaltsam sein können.
Ich bin ähnlich verblüfft, aber weniger erschüttert, kenne ich doch Denis’ Fähigkeiten bereits seit fast 10 Jahren, als er zum Studium nach München gezogen und "auf den richtigen Weg" gekommen ist (wie er es nennt). War er vor seiner Münchner Zeit dem Alkohol eher abgeneigt, so trinkt er mittlerweile literweise Bier, natürlich nur zur Steigerung seiner Gedächtniskapazität versteht sich, doch dazu später mehr.
Der Abend beginnt mit einem Freigetränk(!) im Foyer des Krist & Münch, dem stilvollen Close-up Theater in München, das mit seinen 66 Plätzen (auf vier Reihen verteilt) bestens ausgestattet ist, um allen Zuschauern perfekte Sicht auf die unmöglichen Kapriolen eines Kartenspiels zu geben.
Das aussergewöhnliche Ambiente des Theaters erzeugt eine wunderbar-konzentrierte Atmosphäre im Publikum, die den Genuss komplexer Kunststücke erst so richtig ermöglicht. Fast schon ein Anachronismus im Zeitalter der hyperaktiv-virtuellen YouTube-Street-Credibility-Knallfrosch-Zauberei mit cool-krassem Nanosekunden-Rhythmus. (…)
Der Abend ist vergleichbar mit dem Programm eines Konzert-Pianisten, der sich in den Dienst der Musik stellt und Stücke verschiedener Epochen auswählt, um sein Publikum auf das Angenehmste zu unterhalten. Die virtuose Beherrschung des Instruments wird dabei vorausgesetzt, die Frage ist nur welche Musik er zu Gehör bringt.
Und die Beschränkung auf ein einziges Instrument, dem Kartenspiel, ist aufgrund seines Reichtums an Möglichkeiten weniger monoton, als es den Anschein haben mag. So erinnert die Stimmung des Abends auch an ein Soloklavierkonzert, mit dem Unterschied, dass es um einiges lustiger zugeht und vor allem mehr Bier fliesst.
Dieser hefehaltige Zaubertrunk mit mindestens 6% Stammhirnwürze, spielt eine besondere Rolle, ermöglicht er es Denis doch ganze Kartenspiele in Sekunden auswendig zu lernen. Natürlich nur bei ausreichender Dosierung und so werden die Zuschauer Zeugen, wie vor ihren Augen ein kompletter Liter des bernsteinfarbenen Elixiers sichtbar aus einem Masskrug verschwindet. Nicht umsonst verrät ein Anagramm von 'Denis Behr', dass er den Gerstensaft in den Genen hat: "He, Bier-DNS!"
Interessant sind auch die Reaktionen des Publikums im Verlauf des Abends (die man aus der obersten Reihe des Theaters sehr gut beobachten kann). Komplettes ungläubiges Staunen, gepaart mit Entspannungsgelächter, von der ersten bis zur letzten Reihe. Bis auf meinen Sitznachbarn, der ist immer noch erschüttert.
Denis erbringt den Beweis, dass starke Zauberkunst in sich bereits einen sehr hohen Unterhaltungswert hat. Vorausgesetzt der Ausführende selbst bringt nicht nur die Fähigkeiten, sondern auch den entsprechenden Mut und das Vertrauen mit. All das hat Denis im Überfluss.
Die Kraft der Effekte steht im Vordergrund und wird dezent aufgelockert durch seinen staubtrockenen Humor, der von spontanen Bemerkungen auf staubfusel-vom-filz-entfernende Zuschauer bis zu von langer Hand geplanten Humorpassagen reicht, die ihr Witzpotential aus der umständlich loriot-artigen, oft selbstbezüglichen Formulierung eines simplen Sachverhaltes ziehen, auf deren Pointe man bis zum Ende wartet, die dann aber doch ausbleibt, in gewissem Sinne also nicht ganz unähnlich dem Aufbau dieses Satzes.
Denis Behr mischt auf und sein Publikum staunt auf. Ein herrlich unterhaltsamer Abend, der am nächsten Morgen bestimmt keinen Karten-Kater hinterlässt, sondern eher das beschwingte Gefühl, wie schön pures Staunen doch sein kann.
So sei dieses Programm allen Kartenmuffeln, Kartenexperten und solchen, die es werden wollen wärmstens empfohlen. Im Juli trinkt Denis noch eine Mass mehr. Dann gibt es die verlängerte Version des Programms - mit Pause. Na dann, Prost und zum Wohl!
Am Abend des 22. März 2011 fand die Premiere des neuen Programms "Denis Behr mischt auf!" im Krist & Münch in München statt - einem der schönsten Close-up Zaubertheater Deutschlands. Es war fast ausverkauft und die Erwartungen, vor allem einiger der Kollegen im Publikum, waren hoch.
Denis Behr hat sich in weniger als 3 Lebensjahrzehnten mit VideoClips schwierigster Techniken und seinen beiden hochgelobten Bänden Handcrafted Card Magic einen internationalen Ruf als Kartenexperte erarbeitet. Er hat nicht nur die meisten Kartenzauberbücher in seiner umfangreichen Bibliothek gelesen, sondern kann auch so gut wie alles darin technisch so gut wie kaum einer ausführen. Aber ein eigenes Solo-Programm? Vor zahlenden Zuschauern? Nur mit Kartentricks? (…)
Kurz gesagt - es funktionierte nicht nur, es war schlichtweg ein grossartiger Abend! Denis schaffte sich im Theater sofort seine perfekte Atmosphäre - informell mit einigen Gläsern Bier - und verzauberte Laien wie Zauberkollegen gleichermassen mit einer unglaublichen und höchst originellen Performance.
Das Licht geht aus, Denis tritt vor den Vorhang - schlicht gekleidet in schwarzer Hose mit schwarzem hochgekrempelten Hemd - strahlt die Zuschauer an und hat schon gewonnen (woher hat der Kerl denn auf einmal diese Bühnenpräsenz?) und spätestens nach den ersten zwei trockenen Bemerkungen wurde jedem klar, dass man hier einen Entertainer vor sich hat, mit dem es bestimmt nicht langweilig werden wird - trotz "nur" Kartentricks...
Denis setzt sich an den Tisch, zieht die Karten aus der Schachtel und die Zuschauer vom ersten Moment in seinen Bann. Sie erleben klare, extrem starke Effekte, abwechslungsreich ausgewählt, locker und souverän präsentiert und vor allem - und für einige wohl am überraschendsten - saukomisch! Ich werde hier nicht einen einzigen seiner Gags zitieren - denn das tut er selbst auch nicht mit den Witzen seiner Kollegen. Ich habe selten einen Zauberabend erlebt, bei dem die Texte so authentisch sind und der Humor so persönlich über die Bühne - respektive den Tisch - kommt, wie bei Denis Behr. (…)
Lassen Sie sich also diesen grossen Künstler in seiner ersten One-Man-Show nicht entgehen und auch Sie als Zauberkünstler werden wieder zu einem normalen Menschen werden und sich die Augen reiben - vor Lachen und vor Staunen!